Mein Jakobsweg

Castrojeriz, den 16.4.2008 (noch 449 km)

Der zweite Tag auf der Meseta, ruhig und einsam. Bei San Bol, einer einsamen Kapelle und primitiven Herberge, kam uns ein polnischer Pilger entgegen, der drei Kilometer weiter eingekauft hatte und nun zurückging, weil er unbedingt in San Bol frühstücken wollte, es sei nämlich ein, wie er sich ausdrückte, very mystical place.

Ganz plötzlich tat sich in einem Tal Hontanas auf. Und da wir ohne Frühstück losgegangen waren, waren wir für einen Kaffee und ein bocadillo sehr empfänglich.

Hontanas

Wir passierten San Antón. Der Antonius-Orden war einst bekannt für seine wunderbaren Heilungen des Antonius-Feuers. Das Antonius-Feuer ist eine sehr schmerzhafte und mit schrecklichen Entstellungen einhergehende Krankheit, hervorgerufen durch den Verzehr von Mutterkorn. Die Wunderheilung bestand einfach darin, dem Kranken mutterkornfreie Nahrung zuzuführen, aber das wussten zu jener Zeit weder die Kranken noch die Mönche.

Wir waren früh bei unserem heutigen Ziel Castrojeriz und fanden nach längerem Suchen die Herberge, in der wir eigentlich übernachten wollten. Die war aber wegen Renovierung geschlossen. So blieben wir in der städtischen Herberge. Die Amerikanerin und der deutsche Koch waren auch wieder da, dazu eine junge Deutsche, die wegen Knie- oder Knöchelbeschwerden – das wechselte – die Tagesetappen mit Bus oder Taxi bewältigte und am Abend ausgeruht und guter Dinge die Gesellschaft unterhielt.

Es war noch früh am Tag, und wir beschlossen, zur Burg hinaufzusteigen. Oben hatten wir einen phantastischen Ausblick. Der umliegende Horizont war wie mit dem Lineal gezogen, und dazwischen lagen weite Niederungen, eine tischebene, von Tälern durchfurchte Oberfläche, deshalb Meseta. Uli begleitet uns. Wohl zwei Stunden genossen wir die Ruhe, die Sonne und den wundervollen Rundblick.

jakobsweg_castrojeriz (11K)

Den Abend verbrachten wir, wieder einmal, mit Heidrun und Uli.

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