Mein Jakobsweg

Vega de Valcarce, den 30.4.2008 (noch 164 km)

Notgedrungen starteten wir ohne unseren Morgenkaffee. Das holten wir sieben Kilometer weiter in Villafranca de Bierzo nach. Wir fanden einen kleinen, feinen hostal wie aus dem Magazin Schöner Wohnen auf dem Lande. Dort fiel mir auf die Seele, dass ich heute morgen beim Abrücken zwar den obligaten Blick unter das Bett geworfen hatte, aber in die Abstellboxen zu sehen hatte ich versäumt. Ich hatte meinen elektrischen Rasierapparat zurückgelassen.

Ein Taxi brachte uns zurück. Mit etwas Glück und den Reinigungskräften gelangte ich in die Herberge, nachdem ich mein Anliegen pantomimisch vorgetragen hatte. Ich fand meinen Rasierapparat. Das Taxi brachte uns wieder nach Villafranca, und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Um den Zeitverlust auszugleichen, wählten wir hier nicht den camino duro, die anstrengendere Alternative, sondern gingen immer an der Autostraße entlang durch das Tal des Rio Valcarce.

Rio de Valcarce

Der Fluss rauschte. Wiederholt setzte leichter Regen ein. Einigemal konnten wir uns bei Autobahnbrücken unterstellen und abwarten. Gegen drei erreichten wir Vega de Valcarce und kehrten in der Herberge Aparecida do Brasil ein. Erster Eindruck: Hier ist es furchtbar kalt.

Das gemeinsame Abendessen wurde auf sehr ansprechende Weise zelebriert. Die lange Tafel ist ja schon nichts Besonderes mehr, aber hier sollte jeder Anwesende erst einmal seinen Namen sagen und ein paar persönliche Bemerkungen von sich geben. Ein Vater aus Frankreich mit seinem Sohn, der offenbar allem nicht so recht folgen konnte, saß mir gegenüber. Die Konversation war mühsam wegen eingeschränkter Sprachkenntnisse.

Ein junger Holländer, Sportlehrer, drahtig und durchtrainiert, ist von Amsterdam bis hierher in nur dreiundsiebzig Tagen marschiert. Seine Höchstleistung war ein Tag mit siebzig zurückgelegten Kilometern. Sonst beschränkte er sich meist auf vierzig, und das mit zwanzig Kilogramm Gepäck!

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