Mein Jakobsweg

Calzadilla de la Cueza, den 19.4.2008 (noch 388 km)

Der zweite Regentag. Etwas weniger Wind, aber kontinuierlich Regen. Ein schneller Kaffee beim Aufbruch, und los ging es in der Pelerine, die den ganzen Tag lang erforderlich blieb. Die Meseta wird immer einsamer. Man sieht kilometerweit kein Haus und außer vereinzelten Pilgern keine Menschenseele. Auch die wenigen Dörfer sind wie ausgestorben. Die Hälfte der Häuser steht leer, ist verfallen, wird zum Kauf angebote. Aber wer will so etwas kaufen? Landflucht ist hier offensichtlich ein sehr großes Problem.

Trotzdem ist die Landschaft faszinierend. Die Beschreibung „leere Weite” aus irgendwelchen Reiseführern füllt sich hier mit selbsterfahrener Bedeutung. Nassschwere, silbergrüne Weizenfelder in leichten Wellen bis zum Horizont, schnurgerade Wege, die sich im Fluchtpunkt verlieren, alte Bewässerungsanlagen, ein steiniger Pilgerweg.

Bewässerungsanlage

Und Regen – Regen – Regen. Gegen Mittag waren wir in Calzadilla de la Cueza. Es gab eine Bar mit Hotel, aber keinen Laden, keine Post, nichts weiter, nur noch eine moderne albergue mit einem netten, lustigen hostalero, der unsere Wäsche in die Waschmaschine und anschließend in den Trockner steckte und sie uns am Abend zusammengelegt mit der Bemerkung aushändigte, dass Erhard sie nun aber zu plätten hätte.

Wen trafen wir als erste? Marijke und Jaap. Sogleich haben wir uns zum Essen verabredet. Und morgen ist das Wetter hoffentlich schon ein bisschen besser.

Auffällig sind im Ortsbild hier, aber auch anderswo, die vielen verlassenen Häuser. Sie sind häufig aus Adobe, aus Lehmziegeln, erbaut. Allmählich verfallen sie. Einzelne Ziegel lösen sich auf. Ganze Wandstücke rinnen heraus. Am Ende hinterlassen sie nichts als ein paar verrottete Balken und einige Häufchen Erde.

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